Bonus Bulletin – 27. November
Nov 27, 2024
Auszug aus dem Buch Große Schatzkammer der Verdienste des Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso.
Alle Schulen des Buddhismus sind sich einig, dass die Praxis des Guru-Yoga oder das Verlassen auf einen Spirituellen Meister die Wurzel des spirituellen Pfades und die Grundlage aller spirituellen Erlangungen ist.
Wir können dies anhand unserer gewöhnlichen Erfahrungen verstehen. Wenn wir uns beispielsweise besondere Fähigkeiten aneignen, eine bestimmte Sportart beherrschen oder ein Musikinstrument gut erlernen möchten, suchen wir ganz natürlich einen qualifizierten Lehrer, der uns unterweisen kann. Dadurch, daß wir dem Beispiel unseres Lehrers folgen und seine oder ihre Unterweisungen aufrichtig anwenden, erreichen wir schließlich unser Ziel und werden genauso wie unser Lehrer. Wenn es für solche weltlichen Errungenschaften notwendig ist, sich auf einen qualifizierten Lehrer zu verlassen, wie viel notwendiger ist dies dann für spirituelle Erlangungen wie beispielsweise Befreiung oder Erleuchtung?
Es gibt zwei Hauptströmungen im Buddhismus: das Hinayana oder das Kleine Fahrzeug und das Mahayana oder das Große Fahrzeug. Die Praxis, sich auf einen Spirituellen Meister zu verlassen, ist grundlegend in beiden.
Dem Hinayana zufolge sollten wir unseren Spirituellen Meister wie einen Buddha betrachten und ihm mit einem Geist des Vertrauens und der Hingabe Geschenke und Dienstleistungen darbringen und seine Güte dadurch erwidern, dass wir seinen Rat befolgen und seine Unterweisungen praktizieren.
Dem Mahayana zufolge, sollten wir unseren Spirituellen Meister jedoch als einen_tatsächlichen_ Buddha betrachten und uns mit einem Geist des Vertrauens sowohl in Gedanken als auch in Taten aufrichtig auf ihn verlassen.
Sowohl im Hinayana als auch im Mahayana hängt die gesamte spirituelle Schulung von der Anleitung und den Segnungen eines qualifizierten Spirituellen Meisters ab.
Ein reiner Spiritueller Meister muss authentische spirituelle Erlangungen haben, eine reine Überlieferungslinie halten, den Buddhadharma schätzen und mit Liebe und Mitgefühl fehlerfreie Unterweisungen seinen oder ihren Schülern erteilen. Wenn wir solch einem Spirituellen Meister begegnen, können wir uns als sehr glücklich schätzen. Wir sollten Vertrauen in ihn entwickeln und uns aufrichtig auf ihn verlassen, indem wir das was er lehrt, rein praktizieren.
Geshe Potawa sagt, dass es für einen reinen Schüler nicht schwer ist, Erleuchtung zu erlangen, wenn er einem reinen Spirituellen Meister begegnet.
Unser Geist ist wie ein Feld, die Unterweisungen unseres Spirituellen Meisters sind wie Samen, die auf diesem Feld ausgesät wurden und unser Vertrauen in unseren Spirituellen Meister ist wie Wasser, das diese Samen keimen lässt. Wenn diese drei zusammentreffen, werden wir schnell und mühelos eine reiche Ernte an Dharma-Verwirklichungen erzielen.
Wenn wir diese Bedingungen im Augenblick nicht haben, sollten wir dafür beten, sie in Zukunft zu finden.
Sind wir einmal einem qualifizierten Spirituellen Meister begegnet, so ist die Art und Weise, sich auf ihn zu verlassen, im Grunde recht einfach. Das einzige was wir tun müssen, ist Vertrauen in ihn zu entwickeln und seine Unterweisungen nach unserem besten Können in die Praxis umzusetzen. Wenn wir dies tun, werden sich unsere Dharma-Verwirklichungen ganz natürlich vergrößern und wir werden schnell Erleuchtung erlangen.
Wir sollten unseren Spirituellen Meister als unsere Mutter betrachten, die für uns sorgt und uns wertschätzt, als unseren Vater, der uns mit allem, was wir benötigen, versorgt und uns vor Gefahren schützt, als den Mond, der die Hitze der Verblendungen in unserem Geisteskontinuum abkühlt, als die Sonne, die die Dunkelheit der Unwissenheit aus unserem Geist vertreibt und als eine Art gütigen Wohltäter, der uns das unschätzbare Geschenk des Dharma gibt.
Einem voll qualifizierten Spirituellen Meister zu begegnen, ist unendlich bedeutungsvoller, als äußeren Reichtum zu besitzen. Unser Spiritueller Meister ist unser eigentlicher Wohltäter. Er gibt uns den inneren Reichtum der moralischen Disziplin, Konzentration und Weisheit und führt uns schließlich zur erhabenen Glückseligkeit der vollen Erleuchtung
Selbst wenn wir riesigen materiellen Reichtum besitzen, sind wir, wenn uns diese inneren Verwirklichungen fehlen, in Wirklichkeit verarmt. Wenn wir andererseits dadurch, dass wir uns auf einen Spirituellen Meister verlassen, die Verwirklichungen der Stufen des Pfades in unserem Geisteskontinuum entwickeln, werden wir wahrhaftig reich sein, selbst dann wenn wir keine materiellen Besitztümer haben.
Deshalb sollten wir uns nicht mit äußerem Reichtum und Entwicklung beschäftigen, sondern unsere gesamte Energie dafür verwenden, dass wir uns aufrichtig auf einen voll qualifizierten Spirituellen Meister verlassen.’