Wunscherfüllende Juwelen für Dharma-Praktizierende

DER NUTZEN DES GRUNDLAGENUND LEHRERAUSBILDUNGSPROGRAMM

Von Geshe Kelsang Gyatso

Der folgende Text stammt aus einem Vortrag, den Geshe Kelsang Gyatso anlässlich des Beginns des Grundlagen-Programms im Tara Centre, England, im Oktober 1990 hielt.

‘Der Beginn des Grundlagen-Programms an einem Zentrum gibt uns eine grosse Möglichkeit, denn dieses Programm erfüllt sowohl unsere eigenen Wünsche, als auch die von anderen.

Wie erfüllt das Grundlagen-Programm unsere eigenen Wünsche? Indem es unsere Weisheit und unsere Erfahrungen des Dharmas vergrößert. Mit Weisheit können wir alle Probleme lösen, denen wir im täglichen Leben begegnen und uns vor zukünftigen Gefahren schützen. Seit anfangsloser Zeit haben wir tief verwurzelte schlechte Gewohnheiten, die aus unserem Festhalten am Selbst und unserer Selbstwertschätzung stammen.

Wir alle wollen uns bessern und in unserem Leben glücklich und erfolgreich sein, aber unsere schlechten Gewohnheiten führen uns in die entgegengesetzte Richtung. Statt Glück zu finden, erschaffen wir die Ursachen für mehr Leiden. Keiner von uns will leiden, aber dennoch verstärken wir durch unsere schlechten Gewohnheiten ständig unsere verblendeten Geisteshaltungen, die die Ursachen all unseres Leiden sind.

Mit Weisheit und Dharma-Erfahrung können wir unsere verblendeten Geisteshaltungen unter Kontrolle bringen. Wir können unsere Anhaftung, Wut, Eifersucht usw. vermindern und unser Festhalten am Selbst und unsere Selbstwertschätzung überwinden. Durch das Kontrollieren unserer verblendeten Geisteshaltungen werden wir Tag und Nacht immerwährenden Frieden erfahren. Wir werden menschliche Probleme im speziellen und samsarische Probleme im allgemeinen dauerhaft beenden. Auf diese Weise werden wir unseren eigenen Beschützer werden.

Mit Weisheit und Dharma-Erfahrung werden wir auch unsere eigenen Ärzte. Ganz gleich, ob wir jung oder alt sind, reich oder arm, berühmt oder von ärmlicher Herkunft; ohne Wahl müssen wir alle geistige Schmerzen ertragen. Innerhalb eines Tages erleben wir viele Male geistige Schmerzen und Unbehagen. Manchmal aufgrund von unerfreulichen Umständen und manchmal durch andere Menschen, sogar unsere Freunde. Manchmal erscheinen ganz von allein, ohne ersichtlichen Grund, Unglück, Enttäuschung, Unzufriedenheit oder Schmerz durch das Heranreifen karmischer Prägungen.

Wir brauchen ein Gegenmittel für diesen Schmerz. Niemand anderes kann uns eine Medizin geben, die diese Art von Schmerz lindert. Wir müssen unser eigener Karma-Arzt werden und uns selbst durch Dharma-Erfahrung heilen. Durch das Vergrößern unserer Weisheit und unserer Dharma-Erfahrung werden wir schrittweise all unsere Probleme lösen und schließlich das letztendliche Glück der vollen Erleuchtung erlangen, die Glückseligkeit der Buddhaschaft. So kann das Grundlagen-Programm unsere eigenen Wünsche erfüllen.

Wie erfüllt das Grundlagen-Programm die Wünsche anderer? Wenn wir unsere Weisheit und Dharma-Erfahrung vergrößern, können wir anderen Belehrungen und spirituelle Ratschläge geben und ein gutes Vorbild sein. Auf diese Weise können wir andere auf spirituelle Pfade führen.

Im allgemeinen will jeder, ob Buddhist oder Nicht-Buddhist, religiös oder nicht-religiös, anderen helfen. Jeder will zum Beispiel von Natur aus seinen Eltern, Kindern und Freunden helfen, aber die Art der Hilfe, die wir geben können, ist recht begrenzt. Für gewöhnlich geben wir nur materielle Hilfe und versuchen die samsarischen Bedingungen und Vergnügen anderer zu verbessern. Es ist möglich, dass diese Art von Hilfe einen gewissen vorübergehenden Nutzen hat, aber sie bringt keinen anhaltenden Nutzen.

Wir können außerdem nicht sicher sein, dass unsere Handlungen wirklich hilfreich sind, wenn wir ohne Weisheit, Dharma-Erfahrung, Hellsicht, geschickte Mittel, Geduld usw. handeln. Uns den kurzfristigen Bedürfnissen anderer zu verschreiben mag nützlich sein, es kann aber auch genauso gut schädlich sein. Wir können es nicht wissen.

Seit anfangsloser Zeit sind die mütterlichen Wesen damit beschäftigt, ihre samsarischen Bedingungen und Vergnügen zu verbessern. Als menschliche Wesen haben sie ihr Glück immer wieder darin gesucht, materielle Dinge, Nahrung, Kleidung, Geld, guten Ruf usw. zu erwerben, aber trotz all dieser Bemühungen bestehen die Probleme immer noch.

Kein noch so grosser Reichtum kann die Probleme Samsaras wirklich entfernen. Selbst wenn ich meiner Mutter Millionen von Franken geben würde, wären dadurch ihre Probleme oder ihr Leiden nicht beseitigt, sondern möglicherweise sogar vergrößert. Reiche Leute müssen sich über viel mehr Dinge Sorgen machen als Arme: wie sie ihren Reichtum schützen, vermehren und ausgeben. Sehr reiche Leute leben in beständiger Angst, aufgrund ihres Reichtums ausgeraubt oder angegriffen zu werden.

Der Geist von reichen Leuten ist mit Verwirrung und Ablenkung gefüllt. Sie sind anfällig für Stolz und schlechtes Benehmen, und durch ihr verwöhntes Leben steigert sich ihre Anhaftung und damit auch ihre Unzufriedenheit immer mehr. Es ist sehr schwer für solche Leute, die Zeit oder die Motivation zu finden, Dharma zu praktizieren. Im Gegensatz dazu neigen arme Menschen eher dazu, zufrieden zu sein. Sie haben weniger Sorgen und Ablenkung und haben eher die Tendenz zu Bescheidenheit statt zu Stolz. Deshalb ist es für sie leichter, ihren Geist zu beruhigen, spirituelles Streben zu entwickeln und ein reines Verhalten zu bewahren.

Daraus können wir erkennen, dass es eher von Nachteil sein kann, materielle Hilfe ohne Weisheit und Geschicklichkeit zu geben. Statt anderen zu helfen, vergrößert es vielleicht sogar noch ihre Probleme. In der Geistesschulung in sieben Punkten warnt Geshe Chekawa davor, falsche Hilfe zu geben. Manchmal haben wir die Absicht, anderen zu helfen, aber weil uns Weisheit und Dharma-Erfahrung fehlen, fügen wir unabsichtlich Schaden zu.

Wie können wir anderen also helfen und wirklich ihren Wunsch erfüllen, Leid zu überwinden und Glück zu finden? In erster Linie dadurch, dass wir ein gutes Vorbild sind, Belehrungen und spirituelle Ratschläge geben und andere allmählich auf spirituelle Pfade führen. Wir müssen anderen helfen, ihre Unwissenheit zu überwinden und ein gutes Herz zu entwickeln. Wenn man immer ein gutes Herz bewahrt, kann jeder seine täglichen Probleme überwinden, und dann durch schrittweise Entwicklung schließlich ständigen inneren Frieden mit völliger Freiheit von Leiden und Gefahr erreichen.

Der beste Weg anderen zu helfen, ist daher eher das Geben von Dharma als von materieller Hilfe. Selbst wenn ein leibhaftiger Buddha in unserem Leben auftauchen und uns Geld und andere materielle Dinge geben würde, hätte das nur wenig Nutzen für uns. Aber dadurch, dass er uns Dharma gibt, uns Kraft seines Vorbildes auf richtige spirituelle Pfade führt und Ratschläge gibt, schenkt er uns unermessliche Hilfe. Er wird all unsere täglichen Probleme lösen und uns schließlich zu völliger Freiheit von Leiden führen. Es ist der Hauptzweck des Grundlagen- Programmes, uns zu helfen, um anderen auf diese Weise zu helfen.

Daraus können wir sehen, dass wir unsere Weisheit und unsere Dharma-Erfahrung vergrössern müssen, um unsere eigenen Wünsche und die von anderen zu erfüllen, und dazu müssen wir uns auf das Grundlagen-Programm verlassen. Gegenwärtig ist unsere Weisheit wie ein kleines Kind oder ein Neumond. Vielleicht haben wir etwas Weisheit durch das Hören von Belehrungen und Lesen und Studieren von Büchern entwickelt, aber diese Weisheit muss noch viel weiter entwickelt werden. Wenn wir uns auf das Grundlagen-Programm verlassen, können wir unsere Weisheit allmählich weiter vergrößern, bis sie völlig erwachsen ist, wie ein Vollmond. Mit dieser Art von Weisheit werden wir sehr starkes Selbstvertrauen haben, wenn wir andere im Dharma unterrichten.

Dharma in unser Leben integrieren

Unser gegenwärtiges Verständnis und unsere Erfahrung des Dharma sind recht oberflächlich. Wir sind wie jemand, der in ein großes Lebensmittelgeschäft gekommen ist, viele Dinge gesehen hat, aber nur wenige probiert. Vielleicht haben wir viele verschiedene Belehrungen von vielen verschiedenen Lehrern erhalten, aber wir haben nur sehr wenig aufgenommen, nur ein paar Krümel. Deshalb bleibt unsere wirkliche Erfahrung oberflächlich. Da klafft eine Schlucht zwischen uns und dem Dharma. Es fühlt sich an, als ob der Dharma dort ist und wir hier sind. Unser Geist ist nicht mit dem Dharma vermischt, und so können wir ihn in unserem täglichen Leben nicht anwenden.

Als Folge bleiben unsere gewöhnlichen täglichen Probleme bestehen. Möglicherweise haben wir z.B. viele Belehrungen über Lamrim erhalten und viele Bücher gelesen. Intellektuell finden wir es relativ einfach zu verstehen, und wir akzeptieren auch alles, aber wir haben Schwierigkeiten damit, es in unser tägliches Leben zu integrieren, und deshalb können wir diesen Dharma nicht nutzen, um unsere alltäglichen Probleme zu lösen. Wenn wir Dharma studieren bleibt unser Geist passiv, wie von jemandem, der Fernsehen schaut. Der Geist vertieft sich nicht in das Thema und mischt sich nicht damit. Deshalb bleiben unser tägliches Leben und unser Dharma vollständig getrennt und ohne Bezug zueinander.

Woran liegt das? Der Grund ist, dass wir nicht systematisch nach einem besonders dafür geschaffenen Programm studieren. Wenn wir nur wahllos am Dharma herumpicken, werden wir niemals eine tiefe und stabile Erfahrung gewinnen und unsere Weisheit wird niemals wie ein Vollmond werden.

Ein besonderes Studienprogramm

Gegenwärtig haben wir in unseren Zentren ein Grundlagen – und ein Lehrerausbildungsprogramm. Das ist keine neue Tradition. In der Vergangenheit gab es andere Programme, die für Dharma-Studenten ihren besonderen Umständen entsprechend zugeschnitten waren.

All diese Programme beinhalteten das Studium einer bestimmten Anzahl von Texten, das Auswendiglernen bestimmter Texte, das Absolvieren von Prüfungen und ein Diplom oder Zertifikat das verliehen wurde. Die früheren Kadampa-Geshes hatten beispielsweise ein Programm, in welchem sie sechs Texte studierten. Später führte Je Tsongkhapa ein Programm ein, welches auf zehn Texten basierte und noch später führten die tibetischen Klöster wie Ganden, Sera und Drepung ein auf fünf Texten basierendes Programm ein.

Ich habe dieses Programm im Sera Kloster studiert. Als ich es abgeschlossen hatte, bekam ich den Geshe Titel verliehen und fühlte mich, als ob ich den Gipfel des höchsten Berges erklommen hätte. Mein Vertrauen und meine Erfahrung hatten sich beachtlich vergrößert und ich fühlte mich sehr sicher darin, andere zu unterrichten. Mein Geist war sehr glücklich und ich fühlte mich völlig frei von Problemen.

Angeregt durch meine eigene Erfahrung, entstand in mir der starke Wunsch, ein ähnliches Programm für westliche Dharma-Studenten einzuführen, damit sie die gleichen Resultate erreichen konnten. Ich habe jedoch sehr klar erkannt, dass das Programm, welches für tibetische Geshes entworfen wurde, für westliche Menschen nicht geeignet ist.

Zum einen sind die meisten westlichen Dharma- Studenten Laien und können deshalb nicht die Vinaya studieren, die eines der fünf Themen der tibetischen Geshes ist. Andere ihrer Themen sind recht technisch und obwohl sie sehr tiefgründig und nützlich sind, finden sie keine sofortige Anwendung.

Es ist die Natur der westlichen Menschen, etwas an einem Tag zu studieren und es am nächsten Tag in die Praxis umsetzen zu wollen. Das ist eine sehr gute Eigenschaft, denn sie versuchen immer praktische Erfahrung von dem zu erlangen, was sie studieren.

In Anbetracht dessen habe ich ein besonderes Lehrerausbildungsprogramm entwickelt, um es westlichen Menschen zu ermöglichen, ihr Studium und ihre Praxis zu vervollständigen. Ich habe elf Themen ausgewählt, wovon einige philosophische Themen aus dem Geshe Programm sind, und einige Themen für praktische Anwendung wie Lamrim, Lojong und Mahamudra.

Das Grundlagen- Programm basiert auf fünf dieser Themen, die alle aus Buddhas Sutra-Belehrungen stammen. Falls Studenten, die das Grundlagen-Programm abgeschlossen haben, weitermachen wollen, um das Lehrerausbildungsprogramm zu absolvieren, werden die bereits studierten Themen für die Lehrerausbildung angerechnet und müssen nicht noch einmal studiert werden. Sie haben dann bereits das halbe Lehrerausbildungsprogramm hinter sich.

Wenn die Programme an einem Zentrum eingeführt werden, wird normalerweise zuerst mit dem Grundlagenprogramm begonnen. Wenn die erste Klasse den ganzen Kurs abgeschlossen hat, wird sie als eine Klasse des Lehrerausbildungsprogrammes weiterbestehen, und eine neue Klasse des Grundlagen-Programmes wird beginnen. Die einzelnen Studenten können sich natürlich aussuchen, ob sie am Lehrerausbildungsprogramm teilnehmen möchten oder nicht. Wenn ein Student mit dem Grundlagen-Programm zufrieden ist, kann er oder sie nach diesem Kurs aufhören, aber die Klasse selbst wird eine Lehrerausbildungsklasse.

Sowohl das Grundlagen- als auch das Lehrerausbildungsprogramm laufen jetzt seit einigen Jahren erfolgreich am Manjushri Centre und dem Madhyamaka Centre.

Ich bin sehr glücklich über die Ergebnisse. Wenn ich die Examen lese, sehe ich deutlich, dass die Studenten die Themen gut verstanden haben und großen Nutzen aus den Programmen gewinnen. Ich erkenne, dass diese Programme sehr sinnvoll sind und die beste Methode, um Weisheit und Dharma-Erfahrung zu vergrößern.

Die Notwendigkeit von qualifizierten Lehrern

Buddhadharma nützt anderen nur, wenn es qualifizierte Lehrer gibt. Dharma-Texte allein, ohne Lehrer, haben nur wenig Nutzen. Um ein qualifizierter Dharma-Lehrer zu werden, bedarf es besonderer Vorbereitung und Schulung.

Es ist nicht leicht, ein Dharma-Lehrer zu werden, weil man dazu besondere Qualitäten braucht: Weisheit, richtige Sichtweise, Vertrauen, Überzeugung und reines Verhalten als ein Vorbild für andere. Ein Lehrer braucht auch ein unerschöpfliches Reservoir an Dharma-Wissen und Erfahrung, aus dem er lehren kann; andernfalls wird er oder sie nach ein oder zwei Jahren nichts mehr zu bieten haben.

Wenn es einem Lehrer an solchen Qualitäten wie Weisheit, Erfahrung, Vertrauen und reiner Motivation fehlt, wird es schwierig für andere, Vertrauen in ihn oder seine Belehrungen zu entwickeln und es wird nur wenig helfen. Ohne richtige Schulung und Vorbereitung besteht für Lehrer auch die Gefahr, dass sie weltliche, samsarische Aktivitäten mit ihrer Lehrertätigkeit vermischen. Deshalb müssen wir uns wirklich gut schulen, wenn wir anderen von echtem Nutzen sein wollen.

Wenn wir das Lehrerausbildungsprogramm abschließen, können wir sofort damit beginnen zu unterrichten. Wenn wir ein meditatives Leben führen wollen, werden wir aber auch feststellen, dass uns das Programm gut vorbereitet hat. Zumindest werden wir große buddhistische Gelehrte mit einer tiefen und gefestigten Erfahrung des Dharma.

Diese Programme sind deshalb für Dharma- Praktizierende echte wunscherfüllende Juwelen. Durch die Teilnahme an ihnen können wir unsere Weisheit und unsere Dharma-Erfahrung vergrößern und Dharma zum Lösen unserer täglichen Probleme verwenden. Wir können unser eigener Beschützer werden, indem wir uns selbst vor Gefahr und Leiden beschützen, und unser eigener Arzt, indem wir unsere geistigen Schmerzen mit Dharma-Medizin heilen.

Wir werden für andere ein gutes Vorbild sein können und ihnen durch Belehrungen und Ratschläge helfen. Schließlich werden wir ausführliche Belehrungen geben, und anderen auf viele Arten, durch das Organisieren von besonderen Programmen usw. helfen können. Auf diese Weise werden wir die menschliche Existenz von uns selbst und anderen sehr sinnvoll machen können.

Eine besondere Art von Verständnis

Während der Lektionen des Grundlagen-Programmes wird der Lehrer aus dem Text lesen und zusätzliche Erklärungen geben. Damit werden zwei Dinge bezweckt: schwierige Punkte zu klären und die mündliche Überlieferung zu geben. Wenn der Lehrer aus dem Buch liest, liest er oder sie uns also nicht nur einfach vor, sondern übermittelt auch die Überlieferungslinie des Textes an zukünftige Lehrer.

Der Text selbst ist recht klar. Insbesondere die Lamrim und Lojong Texte sind recht einfach zu verstehen. Wenn wir dieses Programm studieren, benötigen wir jedoch eine besondere Art von Verständnis. Das beinhaltet zuhören, nachdenken, diskutieren, auswendig lernen und meditieren.

Die Diskussion ist ein besonders wichtiger Teil dieser Programme, denn wir können uns gegenseitig sehr helfen, wenn wir unsere Erfahrung und unser Verständnis des Dharma austauschen. Manchmal können wir paarweise diskutieren und manchmal die ganze Klasse zusammen.

Wenn wir diskutieren, sollten wir immer offen sein und durch den Wunsch motiviert sein, unserem Partner zu helfen. Wenn Du eine besondere Erfahrung oder ein besonderes Verständnis hast, versuche es mit anderen zu teilen. Führe die Diskussion immer so, als ob Du einem Freund etwas sehr Kostbares gibst.

Wenn Du Deinen Partner etwas fragst, dann mach das nur mit der Absicht, von ihm zu lernen oder einen Punkt zu klären und nicht um herauszufinden, wie viel oder wenig er weiß. Und wenn Dein Partner antwortet, solltest Du aufmerksam zuhören, so als ob Du etwas Wertvolles von einem Freund empfängst.

Steigere Dich nicht in heftige Diskussionen und vermeide wirkliche Meinungsverschiedenheiten. Wenn Dein Partner etwas Falsches sagt, dann weise in ruhiger Form darauf hin, aber sei vorsichtig, ihn nicht zu beleidigen. Manche Menschen reagieren nicht gut, wenn ihnen widersprochen wird; also erinnere Dich daran und sprich sanft und rücksichtsvoll.

Wenn jemand etwas Falsches sagt, können wir es manchmal im Geiste ablehnen, während es so scheint, als ob wir zustimmen. Das hilft, die Diskussion friedlich und freundlich zu halten. In Wirklichkeit hat niemand eine schlechte Natur, aber manchmal sieht es so aus, als ob andere Menschen aufgeregt oder enttäuscht sind. Wenn Dein Partner Schwierigkeiten damit hat, Deinen Standpunkt zu verstehen oder zu akzeptieren, dann sei geduldig, und versuche, ihm oder ihr zu helfen, allmählich zu verstehen.

Unsere Diskussionen sollten nicht wie Knallfrösche sein, laut und ohne Sinn, sondern sinnvoll und schlüssig. Wir sollten versuchen, jede Diskussion mit einer klaren Entscheidung über die Bedeutung des fraglichen Themas abzuschließen.

Wenn wir später die Examen ablegen, werden die Schlussfolgerungen, zu denen wir in der Diskussion gelangt sind, sehr hilfreich sein. Diskussionen helfen uns, unsere Ideen zu formulieren und zu klaren Entscheidungen zu gelangen. Dann haben wir Sicherheit und Selbstvertrauen. Ohne regelmäßige Diskussionen werden in uns andernfalls Zweifel und Unzufriedenheit mit dem Thema bleiben.

Wir sollten versuchen, die wichtigen Punkte des Themas auswendig zu lernen, und alles was wir verstehen in praktischer Weise mit unseren täglichen Handlungen zu verbinden. Wir müssen auch die verschiedenen Verpflichtungen des Programmes einhalten. Diese Verpflichtungen sind dazu geschaffen, uns zu helfen, unser Ziel zu erreichen. Ohne sie besteht die Gefahr, dass wir durch Faulheit oder andere Umstände abgelenkt werden und unser Studium nicht abschliessen.

Die Güte der Studenten

Ich begrüsse sehr die Tatsache, dass Ihr alle heute am Grundlagen-Programm teilnehmt, Ihr seid sehr gütig. Mit einem Programm wie diesem wird ein Dharma-Zentrum sinnvoll.

Es ist die eigentliche Funktion eines Dharma-Zentrums, Belehrungen für die Leute in der Umgebung zu geben, und ihnen dabei zu helfen, ihre täglichen Probleme zu lösen, indem wir unsere Erfahrung des Dharma mit ihnen teilen. Wenn all diejenigen, die sich heute eingeschrieben haben, diesem Programm geduldig folgen, alle Verpflichtungen einhalten, alle Examen bestehen usw., dann ist das eine große Güte gegenüber anderen.

Wenn Ihr dieses Programm abgeschlossen habt, werdet Ihr dem Zentrum und auch den Leuten in der Umgebung wirklich helfen können. Auf diese Weise könnt Ihr zur gleichen Zeit Eure eigenen Wünsche erfüllen und anderen helfen. Das ist kein kleiner Job – das ist eine große Errungenschaft.

Jetzt, wo Ihr mit dem Programm begonnen habt, solltet Ihr niemals aufgeben. Manchmal werdet Ihr Schwierigkeiten und Problemen begegnen, manchmal werdet Ihr gelangweilt und manchmal entmutigt sein, aber all das sind kleine Probleme. Wenn Ihr sie einfach in Ruhe lässt, werden sie vorbeigehen und später fühlt Ihr Euch wieder gut. So lange wir in Samsara sind, werden wir Problemen begegnen, aber sie sind kein Grund, etwas so Kostbares und Sinnvolles aufzugeben. Wenn wir diese große Aufgabe begonnen haben, sollten wir niemals aufgeben.

Manchmal scheinen fünf oder sieben Jahre eine sehr lange Zeit, aber wenn wir stetig jeden Tag praktizieren ohne aufzugeben, werden wir allmählich unser Ziel erreichen. Wenn wir heute beginnen, werden wir morgen schon ein wenig dichter am Abschluss sein! So sollten wir denken und dann werden wir eines Tages unsere Schulung vollendet haben.

Wie wundervoll wird das sein! Wir werden voller Selbstvertrauen reine Belehrungen über jedes Thema geben können, welches wir studiert haben, und die Menschen werden uns glauben und Vertrauen in uns entwickeln, weil wir uns so gut vorbereitet haben. Sie werden uns in vielerlei Hinsicht schätzen: unsere Belehrungen, unsere persönliche Erfahrung, unsere Fähigkeit, ihnen bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen und so fort.

Das sind die Nutzen, die wir allein in diesem Leben gewinnen. In Wirklichkeit sind zukünftige Leben noch viel wichtiger. Die nützlichen Resultate unseres Studiums werden wir noch Leben für Leben erfahren, bis wir Erleuchtung erlangt haben. Die Nutzen sind unerschöpflich.

Ich habe bereits die meisten der Themen für diese Programme vorbereitet. Wenn es irgendwelche Teile der Texte gibt, die nicht klar sind, ist es meine Verantwortung sie zu klären. Wenn Ihr solche Punkte in Eurer Diskussion findet, schreibt sie auf, schickt sie mir und ich werde Euch die Antwort geben. Die Lamrim-Belehrungen stammen zum Beispiel ursprünglich von Atisha, Je Tsongkhapa und meinem Wurzel-Guru Trijang Rinpoche, aber der spezielle Text, den Ihr studiert, wurde von mir vorbereitet.

Genauso wurde der Leitfaden für den mittleren Weg von Chandrakirti geschrieben, aber ich habe den Kommentar dazu geschrieben, den Ihr studieren werdet. Deshalb ist es meine Verantwortung, alle unklaren Punkte zu klären und Euch bei allen Schwierigkeiten zu helfen, die Ihr mit Eurem Studium habt.

Es ist auch meine Verantwortung, die Examen für Euch vorzubereiten. Eure Verantwortung ist es, die Verpflichtungen einzuhalten und das Programm zu vollenden. So möchte ich mich jetzt bei Euch allen bedanken und Euch ermutigen, Eure Studien glücklich zu vollenden.’